Der Glasfaserausbau in Deutschland steht 2025 vor einer paradoxen Situation: Während in Süddeutschland die Nachfrage nach Fördermitteln die verfügbaren Budgets deutlich übersteigt, bleiben in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern große Teile der Mittel ungenutzt. Eine aktuelle Studie der MICUS Strategieberatung zeigt, dass der zukünftige Förderbedarf für den bundesweiten Vollausbau bei bis zu 18 Milliarden Euro liegt – doch die Mittelverteilung ist alles andere als ausgewogen.
Im Rahmen der Gigabit-Förderung hat der Bund für 2025 rund 1,159 Milliarden Euro bereitgestellt. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich: In 312 Anträgen wurden insgesamt 1,865 Milliarden Euro beantragt – ein Plus von 60 %. Besonders auffällig ist die Überzeichnung in Bayern und Baden-Württemberg, die ihre Landesbudgets um den Faktor 3,5 bzw. 2,8 überschreiten. Im Gegensatz dazu bleiben in NRW, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mehr als die Hälfte der Mittel ungenutzt – allein in NRW rund 80 Millionen Euro.
Diese ungenutzten Mittel werden zugunsten der überzeichneten Regionen umverteilt, was zu einer strukturellen Schieflage führt. Die Ursachen reichen von fehlender Antragsexpertise über mangelnde Projektplanung bis hin zu einer zögerlichen Haltung gegenüber Förderprogrammen.
Die Studie zeigt, dass im Schnitt für 16 % der Adressen in einem Projektgebiet eine Förderung notwendig ist, da keine Ausbauzusagen der Privatwirtschaft vorliegen. Dieser Wert ist leicht gestiegen – ein Hinweis darauf, dass sich private Netzbetreiber zunehmend aus ländlichen Regionen zurückziehen. Gründe dafür sind unter anderem steigende Baukosten und das höhere Zinsniveau, die die einstige Goldgräberstimmung im Glasfasermarkt deutlich abkühlen.
Die Förderkosten pro Anschluss liegen mittlerweile bei durchschnittlich 9.500 Euro – etwa fünfmal so hoch wie der Schwellenwert für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau. Damit wird klar: Ohne staatliche Unterstützung ist der flächendeckende Glasfaserausbau in vielen Regionen nicht realisierbar.
„Angesichts der nachlassenden Marktdynamik und den weiter stark hinter dem Bedarf zurückbleibenden oder bedauerlicherweise nicht abgerufenen Mitteln kann für die Kommunen, Kreise und Länder eigentlich nur gelten: Nichts verschenken und jeden Fördereuro weiter zur Stärkung der Glasfaserinfrastruktur auf dem Land nutzen“, sagt Sebastian Fornefeld, Geschäftsführer der MICUS Strategieberatung.
Die vollständige Studie „Gigabitförderung 2.0 in 2025: Nichts zu verschenken“ steht auf der MICUS-Webseite zum Download bereit. Sie liefert detaillierte Einblicke in die Förderlandschaft, regionale Unterschiede und Handlungsempfehlungen für Kommunen und Entscheidungsträger.
Die MICUS Strategieberatung GmbH zählt zu den führenden Beratungsunternehmen im Bereich Breitband- und Glasfaserausbau in Deutschland. Mit über 4 Milliarden Euro begleitetem Ausbauvolumen und mehr als 300 realisierten Projekten unterstützt MICUS Kommunen, Landkreise und Länder bei der strategischen Planung und Umsetzung digitaler Infrastrukturmaßnahmen.
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