Der Glasfaserausbau in Deutschland schreitet technisch voran – und dennoch bleibt die Nutzung weit hinter den Möglichkeiten zurück. Während Millionen Haushalte theoretisch Zugang zu schnellen Internetanschlüssen haben, sind die Netze vieler Anbieter nur teilweise ausgelastet. Der Grund: fehlender Open Access. Eine neue Marktstudie der Managementberatung BearingPoint zeigt, wie andere Länder mit offenen Netzen deutlich erfolgreicher sind – und warum Deutschland dringend nachziehen muss.
Open Access bedeutet, dass verschiedene Telekommunikationsanbieter dieselbe Infrastruktur nutzen können – unabhängig davon, wer sie gebaut hat. Für Verbraucher bedeutet das mehr Auswahl, bessere Preise und höhere Transparenz. Für Netzbetreiber wiederum entstehen neue Vermarktungschancen und eine effizientere Auslastung ihrer Investitionen.
Ende 2024 lag die Glasfaserverfügbarkeit in Deutschland bei rund 43 Prozent – mit einer Take-Up-Rate von lediglich 26 Prozent. Zum Vergleich:
Bis Juni 2025 stieg die Verfügbarkeit in Deutschland auf 53 Prozent – die Nutzung jedoch nur auf 27 Prozent. Das zeigt: Ausbau allein reicht nicht. Ohne offene Netze bleibt die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück.
Die Studie von BearingPoint identifiziert mehrere internationale Erfolgsmodelle:
In Deutschland dominieren exklusive Einzelvereinbarungen zwischen Netzbetreibern und Diensteanbietern. Echte Open-Access-Modelle sind die Ausnahme. Laut Studie wurden nur 17 Prozent der angeschlossenen Haushalte über offene Netze realisiert. Die Folge: unübersichtliche Marktstrukturen, geringe Auslastung und wenig Wettbewerb.
Die Studie formuliert konkrete Maßnahmen, um den deutschen Glasfasermarkt zukunftssicher zu gestalten:
Die Studie skizziert drei mögliche Entwicklungspfade:
Julius Hafer, Partner bei BearingPoint, fasst zusammen: „Open Access ermöglicht es Netzbetreibern, dem Connectivity-Dilemma zu entkommen. Wettbewerb statt Monopol schafft vollere Netze, effizientere Auslastung und echte Kundenzentrierung.“
Deutschland steht beim Glasfaserausbau an einem Wendepunkt. Technisch ist vieles möglich – doch ohne offene Strukturen bleibt der Fortschritt stecken. Open Access ist kein Nice-to-have, sondern eine Voraussetzung für digitale Teilhabe, wirtschaftliche Skalierung und echte Wahlfreiheit für Verbraucher.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie direkt bei BearingPoint.
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