Wer heute mit dem Smartphone fotografiert, hält eigentlich einen Hochleistungscomputer in der Hand. Die Hardware moderner Linsen ist beeindruckend, doch oft entscheidet erst die Software über den „Wow-Effekt“. Während die vorinstallierten Kamera-Apps der Hersteller immer besser werden, stoßen sie bei kreativen Bearbeitungen oder spezifischen Anforderungen oft an ihre Grenzen.
Im App Store und Google Play Store tummeln sich Tausende Anwendungen, die versprechen, aus Ihren Schnappschüssen Kunstwerke zu machen. Doch welche lohnen sich wirklich? Wir haben die Spreu vom Weizen getrennt und präsentieren Ihnen unsere Favoriten für ambitionierte Smartphone-Fotografen – von der professionellen RAW-Entwicklung bis zur schnellen Retusche für Social Media.
Wer es ernst meint, kommt an **Adobe Lightroom** (für Mobile) nicht vorbei. Die App ist weit mehr als nur ein Filter-Tool; sie ist eine vollwertige Dunkelkammer für die Hosentasche. Besonders stark ist Lightroom, wenn Sie im RAW-Format fotografieren. Sie können Belichtung, Tiefen, Lichter und Weißabgleich verlustfrei korrigieren.
Ein Highlight sind die Maskierungs-Tools, die durch KI unterstützt werden. Sie wollen nur den Himmel abdunkeln oder das Gesicht einer Person aufhellen? Lightroom erkennt diese Bereiche automatisch. Die Basis-Version ist kostenlos und für viele ausreichend. Wer jedoch die Cloud-Synchronisation mit dem Desktop oder bestimmte Premium-Presets nutzen möchte, benötigt ein Abo.
Geeignet für: Ambitionierte Fotografen, die volle Kontrolle über ihre Bilddaten wollen.
Seit Jahren der Liebling vieler Nutzer und das aus gutem Grund: **Snapseed** (gehört zu Google) ist komplett kostenlos, werbefrei und extrem mächtig. Die Bedienung über Wischgesten ist intuitiv und perfekt für Touchscreens optimiert.
Neben Standard-Korrekturen bietet Snapseed Funktionen, die man sonst nur in teurer Desktop-Software findet, wie etwa die „Gradationskurven“ oder das „Reparieren“-Werkzeug, um kleine Störungen im Bild zu entfernen. Besonders spannend ist die Funktion „Doppelbelichtung“, mit der Sie zwei Fotos kreativ überlagern können. Für Android-Nutzer ist die App oft die erste Wahl, aber auch auf dem iPhone leistet sie hervorragende Dienste. Wenn Sie Ihre Werke direkt teilen wollen, achten Sie auf Ihr Datenvolumen – hochauflösende Bilder summieren sich schnell. Passende Datentarife finden Sie in der Übersicht der Datenflatrates auf Prepaid-Wiki.de.
Während Lightroom für technische Perfektion steht, steht **VSCO** für Ästhetik. Die App hat den „Film-Look“ auf Smartphones salonfähig gemacht. Die Filter (hier „Presets“ genannt) emulieren oft das Verhalten echter analoger Filme von Kodak oder Fujifilm.
Die App ist perfekt, wenn Sie eine stimmige Bildserie für Instagram oder ein Portfolio erstellen wollen. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind etwas eingeschränkter als bei Lightroom, dafür erzielen Sie schneller einen atmosphärischen Look. Beachten Sie: Viele der besten Filter verstecken sich hinter einer jährlichen Paywall („VSCO X“).
Kenn Sie das? Das perfekte Urlaubsfoto, aber im Hintergrund steht ein Mülleimer oder eine Stromleitung zieht sich durch den schönen Himmel. Hier kommt **TouchRetouch** ins Spiel. Diese App kann *nur* eines, aber das dafür perfekt: Dinge entfernen.
Sie markieren einfach das störende Objekt mit dem Finger, und die App berechnet den Hintergrund intelligent neu. Das funktioniert bei Linien (Kabeln) und Flächen gleichermaßen gut. Zwar beherrschen mittlerweile auch Google („Magic Eraser“) und Samsung ähnliche Tricks in ihren Galerie-Apps, aber TouchRetouch liefert oft noch präzisere Ergebnisse und ist plattformunabhängig verfügbar. Hier geht es direkt zum Download im App Store.
Manchmal liegt das Problem nicht in der Nachbearbeitung, sondern schon bei der Aufnahme. Die Standard-Apps greifen oft zu stark ein, schärfen nach oder wählen eine zu hohe ISO.
Für iPhone-Nutzer ist **ProCamera** die Referenz. Sie erlaubt die manuelle Einstellung von Verschlusszeit, ISO und Fokus – inklusive eines Histogramms zur Belichtungskontrolle.
Android-Nutzer greifen zur kostenlosen Open-Source-Alternative **Open Camera**. Die Oberfläche wirkt zwar etwas altbacken, aber die Funktionen sind gewaltig: Von manuellen Video-Bitraten bis hin zur Unterstützung externer Mikrofone ist alles dabei. Mehr zu technischem Zubehör finden Sie auch in unserem Artikel über Smartphone-Gadgets.
Es muss nicht immer das teure Abo sein. Mit **Snapseed** decken 90 % der Nutzer ihre Bedürfnisse komplett ab. Wer jedoch das Maximum aus seinen RAW-Dateien herausholen will, sollte sich in **Lightroom** einarbeiten. Unser Tipp: Laden Sie nicht zehn Apps gleichzeitig herunter. Konzentrieren Sie sich auf eine, lernen Sie deren Werkzeuge im Detail kennen, und Ihre Bilder werden sich sichtbar verbessern.
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