Eine kleine Sensation bei der Frequenzversteigerung der neuen 5G-Frequenzen war der Zuschlag von Frequenzen an 1&1 Drillisch. Damit schickt sich das Unternehmen an, zum vierten Netzbetreiber in Deutschland zu werden. Doch es gab ein Problem: Zwar konnte 1&1 Drillisch Frequenzen im 2GHz- und 3,6GHz-Bereich ersteigern, die Frequenzen im 2GHz-Netz nutzt aber Telefónica bis 31.12.2025. Konkret geht es dabei um die beiden Blöcke 1.950-1.960 MHz und 2.140-2.150 MHz. Wie schon bei der Frequenzvergabe geplant, haben sich nun beide Unternehmen auf eine Frequenzüberlassung in einem anderen Frequenzbereich geeinigt.
Wie heute bekannt wurde, wird Telefónica Deutschland ein Frequenzpaket von 2x 10 MHz im kurzwelligen Frequenzbereich bei 2,6 Gigahertz (GHz) an 1&1 Drillisch bis zum Ende der Frequenzlaufzeit Ende 2025 überlassen. Damit kann das Unternehmen die fehlenden Frequenzen im 2GHz-Bereich kompensieren, die erst ab Januar 2026 zur Verfügung stehen. Dem Aufbau eines 5G-Netzes durch 1&1 Drillisch steht demnach dann nichts mehr im Wege. Im Gegenzug erhält Telefónica ein jährliches Nutzungsentgelt. Darauf haben sich beide Unternehmen heute vertraglich geeinigt. Damit bekommt das Unternehmen einen Frequenzbereich zum Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes. Die Frequenzüberlassung steht noch unter dem offiziellen Genehmigungsvorbehalt der Bundesnetzagentur.
Da die Pläne der Frequenzüberlassung schon vorab von der Bundesnetzagentur sowie der Europäischen Kommission geprüft wurden, gilt die Zustimmung aber als sehr wahrscheinlich. Telefónica Deutschland erfüllt damit eine weitere Auflage der Europäischen Kommission in Folge des 2014 vollzogenen Zusammenschlusses mit E-Plus. Zudem nutzt Telefónica die Gelegenheit der Monetarisierung für einen kleinen Teil seiner Nahversorgungs-Frequenzen und erhofft sich damit sicherlich auch entsprechende Erfahrungen mit einer solchen Regelung. Die Ausbaupläne für 5G beeinträchtigt die Abgabe der Frequenzen nach Angaben des Unternehmens aber nicht. 1&1 Drillisch hatte bei der im Juni beendeten Frequenzauktion im Bereich 2 GHz zwei Frequenzblöcke à 10 MHz und im Bereich 3,6 GHz fünf Frequenzblöcke à 10 MHz ersteigert. Die Frequenzen im 2GHz-Bereich werden aber bis Anfang 2026 von Telefónica genutzt und erst dann für 1&1 Drillisch frei.
Telefónica Deutschland verfügt auch nach der Überlassung weiterhin über eine im Wettbewerbsvergleich starke Frequenzausstattung von über 300 MHz, um seine mehr als 45 Millionen Mobilfunkkunden mit einem hochmodernen und leistungsfähigen Netz zu versorgen. Der eigene Ausbau soll durch die Einigung in keinster Weise gestört sein, betont das Unternehmen. Telefónica Deutschland treibt seit Monaten mit Hochdruck seine Offensive im Netzausbau voran. Derzeit wird im O2 Netz alle 50 Minuten ein neues LTE-Element in Betrieb genommen oder aufgerüstet. Von Januar bis Oktober wurden über 7.000 neue LTE-Aufrüstungen umgesetzt und mehr als drei Millionen Menschen zusätzlich mit LTE versorgt. Für die kommenden Jahre hat das Unternehmen jüngst eine umfassende Investitionsoffensive in den Netzausbau angekündigt. So soll die Taktzahl im LTE-Ausbau in 2020 noch einmal erhöht werden und auf über 10.000 neue LTE Elemente anwachsen. Bei 5G startet Telefónica 2020 in den fünf größten Städten des Landes und wird bis 2022 rund 16 Millionen Menschen mit 5G versorgen können.
Die jetzt angekündigte Frequenzüberlassung ist bedingende Voraussetzung für 1&1 Drillisch, die bisherige kapazitätsbezogene Regelung zur Nutzung des Telefónica Deutschland Netzes als MBA MVNO in ein kapazitätsbezogenes National Roaming umwandeln zu können. Konkret: Aus dem Verkäufer von Mobilfunkverträgen entsteht ein eigener Netzbetreiber. Bislang kaufte Drillisch Kapazitäten auf, die dann in eigenem Namen und auf eigene Rechnung verkauft wurden. Der Netzbetreiber allerdings blieb Telefónica. Das soll sich nun in der Zukunft ändern.
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